Friedrich-Wilhelm-Weber-Gesellschaft e.V. Bad Driburg

Friedrich Wilhelm Weber
Ein großer Dichter des Nethegaus

Weber der Arzt

Sein Arztbesteck, womit er bis ins hohe Alter tätig war.

Weber der Dichter

Neben seinem großen Erstwerk „Dreizehnlinden“ sein letzter Gedichtband „Herbstblätter“ mit u.a. „Nur Traum“ aus 1893.

Weber der Politiker

Der König von Preußen und deutscher Kaiser verlieh Weber den „Rothen Adler Orden vierter Klasse“ am 6. Dezember 1888.

Weber und Heilkunde

Nachweislich hat Dr. Weber zur Behandlung seiner Patienten auch heimische ­Kräuter eingesetzt. Im Garten finden Sie z.B. die Kalmuspflanze, die hier in Verbindung mit Dr. Weber, genannt wird.

Der Name Friedrich Wilhelm Webers ist mit dem Nethegau untrennbar verbunden. Der Raum und die darin lebenden Menschen waren die Heimat einer herausragenden Persönlichkeit, die tiefe Spuren hinterlassen hat. Als Arzt wurde Weber weiterhin sehr geschätzt, als Dichter fand er im gesamten deutschen Sprachraum Anerkennung, als Abgeordneter des Wahlkreises Warburg-Höxter gehörte er mehr als 30 Jahre lang dem preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin an.
In dem Dörfchen Alhausen, östlich von Driburg, wurde Weber am ersten Weihnachtstag des Jahres 1813 geboren. Zusammen mit zwei Brüdern und einer Schwester wuchs er in einer harmonischen Familiengemeinschaft auf. Der Vater, Förster in Diensten des Grafen von Asseburg, wusste die große Liebe zur Natur, die ihm eigen war, auch in seinem Sohn zu wecken. Die Mutter, welche aus dem nicht weit entfernten Dorf Riesel stammte, besaß den Sinn für das Hohe und Schöne und eine reiche Phantasie, Eigenschaften, die in gleicher Weise dem Sohn geschenkt waren. Während der Vater evangelisch war, gehörte die Mutter dem katholischen Glauben an, in dem auch die Kinder erzogen wurden. Der kleine Friedel verbrachte eine unbeschwerte und sonnige Kinderzeit.

Diese fand ihr Ende, als er mit 13 Jahren sein Vaterhaus verlassen musste, um nach Paderborn überzusiedeln.Hier besuchte er das Gymnasium Theodorianum, an dem er 1833 das Abitur bestand. Während der Gymnasialzeit zeigte sich bei ihm eine besondere Gabe für Sprachen und ein großes geschichtliches Interesse. Auch unternahm er die ersten Reimversuche, die immerhin so erfolgreich waren, dass sie öfter die Anerkennung seiner Lehrer fanden. Im April des Jahres 1834 begann Weber dann sein Studium der Medizin an der Universität in Greifswald. Hier freundete er sich mit einem schwedischen Mitstudenten an, der ihn zu einem Besuch seiner Heimat einlud. Im Sommer 1846 kam er dieser Einladung nach. Stark beeindruckt von dem nordischen Land und seinen Menschen kehrte er nach zwei Monaten nach Deutschland zurück. Unvergessen blieben ihm die schwedischen Volkslieder, die er zusammen mit seinem Freund und dessen Schwester am Herdfeuer gesungen hatte. Viele von ihnen übertrug er später noch in die deutsche Sprache und ließ sie mit der dazugehörigen Singweise von seiner Tochter aufzeichnen. 1871 hat es sie veröffentlich. Im Wintersemester 1836/1837 setzte Weber seine Studien in Breslau fort. Er traf hier mit Gustav Freytag, dem Autor von „Soll und Haben“ zusammen. Er begegnete auch Hoffmann von Fallersleben, dem Dichter des Deutschlandliedes, der hier als Universitätslehrer tätig war. Nur ein Semester lang blieb Weber in Breslau. Dann zog es ihn wieder nach Greifswald zurück, wo er bald mit seiner Doktorarbeit begann. „De Struma“ (Über dem Kropf) war das Thema, das er in lateinischer Sprache abzuhandeln hatte.

Am 20. Dezember 1838 wurde ihm dann nach einem sehr guten Examen der akademische Grad des Doktors der Medizin verliehen. Die ärztliche Staatsprüfung legte er 1840 mit höchster Auszeichnung in Berlin ab.
Im gleichen Jahr reiste er als Begleiter eines wohlhabenden Studienfreundes durch Österreich, Italien und Frankreich. Wien, Vendig, Rom und Nepal mit Pompeji waren die Stationen dieses Reise, ehe er über Marseille nach Paris kam, wo er durch Tätigkeiten in Krankenhäusern und den Besuch von Vorträgen namhafter französischer Ärzte sowohl seine praktischen als auch theoretischen Kenntnisse in der Medizin erweitern konnte. So begann er zunächst eine Praxis in seinem Heimatdorf Alhausen. Hier fand er jedoch nicht genügend Beschäftigung. Daher ließ er sich im Frühjahr 1841 als Arzt im benachbarten Driburg nieder. Sein fachliches Können und sein unermüdlicher Einsatz brachten ihm ein überaus großes Vertrauen seiner Patienten ein, das er bis zu seinem Lebensende nicht wieder verlor. „Der rechte Arzt betrachtet sein Amt als Priestertum, er tut Tempeldienst, wenn er sich um seine leidenden Brüder müht“.
Aufgrund seines guten Rufes als Mediziner wurde Weber 1856 zum Brunnenarzt in Lippspringe berufen. Neun Jahre übte er dieses Amt in den Sommermonaten aus und trug sehr zu einem weiteren Aufstieg des Bades bei. In der 1858 erschienenen Schrift „Die Arminiusquelle zu Lippspringe“ hat er diese, seine zweite Wirkungsstätte, ausführlich beschrieben.

Seine erfolgreiche Arbeit als Brunnenarzt wurde 1863 durch die Verleihung des ­Titels eines Sanitätsrates anerkannt. Zwei Jahre später veranlassten ihn gesundheitliche Gründe, sein badeärztliches Amt aufzugeben.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit nahm Weber am politischen Geschehen seiner Zeit immer regen Anteil. Schon als Student hatte er seine eigenen politischen Vorstellungen. Er lehnte jede staatliche Zersplitterung und die Unterdrückung des Strebens nach politischer Mitbestimmung entschieden ab. Seine politische Grundeinstellung hat Weber auch in späteren Jahren beibehalten. Im Zuge der Ereignisse von 1848 gründete er in Driburg den „Verein der Volksfreunde“ und trat in öffentlichen Reden für die Verwirklichung demokratischer Rechte ein. Der junge Arzt war jedoch kein eifernder Revolutionär, vielmehr glaubte er seine Mitmenschen allein mit Worten von der Notwendigkeit einer demokratischen Staatsordnung überzeugen zu können. 1854 wurde er zum Mitglied der Driburger Stadtverordnetenversammlung gewählt. Bis 1860 hat er die Geschicke der Stadt Driburg mitbestimmt. Vier Jahre war er Schrift- bzw. Protokollführer. Von 1862 an vertrat Weber dann für mehr als 30 Jahre den Wahlkreis Höxter-Warburg im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin. Als Mitglied der Zentrumsfraktion nahm er die damaligen Möglichkeiten wahr, die einem Volksvertreter an politischer Einflussnahme zugestanden wurde.
Alle seine Aufgaben hätte Weber nicht erfüllen können, hätte ihm nicht in Anna Gipperich eine kluge und verständnisvolle Lebensgefährtin zur Seite gestanden. Sie war die Tochter eines königlichen Bergbaubeamten, anmutig und heiter, kunstverständig und naturliebend. Der junge Arzt hatte sie bei einem Patientenbesuch in Altenbeken kennen gelernt. Am 30. Januar 1850 fand die Hochzeit statt.

Dem jungen Paar wurden zwei Kinder geboren, eine Tochter, Elisabeth, die des Vaters Liebling wurde und ihm in ihrem späteren Leben hilfreich zur Seite stand, und ein Sohn, der den Namen des Vaters erhielt und sich auch für den gleichen Beruf entschied. Webers literarisches Schaffen hat unterschiedliche Ergebnisse gehabt, da in seinem ganzen Tun die ärztliche Hilfe unbedingte Priorität besaß und er seine poetischen Erzeugnisse mehr als das Ergebnis einer Nebenbeschäftigung ansah. Während ihm die Epen „Dreizehnlinden“ und „Goliath“ und einige andere Dichtungen eine längere Beschäftigung mit der Thematik und der poetischen Form abverlangten, sind ihm die Gedichte nach eigenen Worten vielfach „wie von außen zugefallen“, ohne sich besonders um sie mühen zu müssen.
Den Inhalt seiner Gedichte nahm er hauptsächlich aus dem eigenen Erfahrungsbereich. Menschliches Schicksal, das Leben der Natur, persönliche Erlebnisse und religiöse Inhalte sind die bevorzugten Themenbereiche seiner dichterischen Gestaltung. Doch ließ er auch politische und historische Themen nicht aus. So entstanden epische Gedichte, Balladen und Romanzen von beachtlicher Qualität. Seine Spruchdichtung, in der in kurzer, treffender Weise Lebensweisheiten formuliert sind, ist meisterhaft gestaltet. In Webers gesamtem dichterischem Werk spiegelt sich die Geisteshaltung wieder, aus der heraus er sein Leben gestaltet hat.

Hohes Lob erteilt er der ehrlichen Arbeit, dem überlegten Entschluss und der hilfreichen Tat. Tiefe Anteilnahme bringt er dem Schicksal der Schwachen, Armen und in Not Geratenen entgegen.
Berühmt geworden ist Friedrich Wilhelm Weber durch das Epos „Dreizehnlinden“, das er als 65-jähriger 1878 der Öffentlichkeit übergab. Darin ist die Überwindung des Heidentums durch das Christentum im heimatlichen Nethegau behandelt. Sehr beachtenswert ist, dass einmal dieses Werk im gesamten deutschsprachigen Raum Verbreitung gefunden hat, außerdem ganz oder teilweise in die holländische, flämische, französische, rumänische, albanische und lateinische Sprache übersetzt worden ist und in mehr als 1 Million Exemplaren verbreitet werden konnte. Das zweite Epos „Goliath“, das 1892 erschien, erlangte trotz der sehr bemerkenswerten Qualität der dichterischen Gestaltung einen weit geringeren Bekanntheitsgrad als „Dreizehnlinden“. Den Inhalt dieses Werkes bildet eine norwegische Bauerngeschichte, in der, umwoben von meisterhaften Naturschilderungen des Nordlandes, das Schicksal zweier Liebender dargestellt wird, die, dem harten Gebot des greisen Vaters folgend, auf den gemeinsamen Lebensweg und das damit verbundene Lebensglück verzichten. Nachdem die Familie Weber 26 Jahre in Driburg gewohnt hatte, zog sie 1867 auf das Wasserschloss Thienhausen.

Der Freiherr Guido von Haxthausen, ein Vetter der Droste und mit Weber befreundet, hatte das Schloss geerbt und Weber gedrängt, dort seinen Wohnsitz zu nehmen.
Schon vor der Herausgabe eigener Werke hatte Weber sich mit der Übersetzung fremdsprachlicher Dichtung befasst. Gedichte englischer schwedischer und dänischer Autoren, deren Muttersprache er im Selbststudium erlernt hatte, brachte er in deutschen Fassungen heraus, die damals viel beachtet wurden. Nachdem die Familie Weber 20 Jahre auf Schloss Thienhausen gelebt hatte, zog sie 1887 in ein eigenes Haus nach Nieheim. 1893 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder. Sein ärztliches Wirken und sein dichterisches Schaffen endeten gar erst kurz vor seinem Tod am 5. April 1894.

Als Arzt, Dichter und Politiker hat Weber auf seine
Weise in seiner Zeit gewirkt.
Er fühlte sich in all seinem Tun der Allgemeinheit verpflichtet und
deswegen ist für uns

Dr. Friedrich Wilhelm Weber,
ein ungewöhnlich populärer Westfale.

Wir wünschen uns, dass Friedrich Wilhelm Webers Werke wieder Familienlektüre werden und auch im Deutschunterricht ihren angemessenen Platz bekommen, besonders in unserem schönen Nethegau, dem heutigen Kulturkreis Höxter.

Arztbesteck
Friedrich Wilhelm Webers

Arztbesteck Friedrich Wilhelm Webers

Friedrich Wilhelm Webers
Bestseller „Dreizehnlinden“
Illustrierte Prachtausgabe von 1882 mit 9 Lichtdrucken von
Prof. von Wörndle

Friedrich Wilhelm Webers
Bestseller „Dreizehnlinden“

Friedrich Wilhelm Webers
Gedichtband „Herbstblätter“

Friedrich Wilhelm Webers Gedichtband „Herbstblätter“

Rothen Adler Orden vierter Klasse

Rothen Adler Orden vierter Klasse

Das Palais Hardenberg, Tagungsort des Preußischen Abgeordnetenhauses

Das Palais Hardenberg, Tagungsort des Preußischen Abgeordnetenhauses

Kalmuspflanze

Kalmuspflanze